Anfang Woche gab Meta bekannt, dass WhatsApp künftig Werbung einblenden wird. Eigentlich wollten wir aufzeigen, weshalb Online-Werbung und Datenschutz grundsätzlich unvereinbar sind, doch wie sich herausgestellt hat, ist uns WhatsApp zuvorgekommen – um genau 13 Jahre.
Das Internet ist heute voll von Werbung. Es ist praktisch unmöglich, einen Artikel zu lesen, ein Video anzuschauen oder einen Podcast zu hören, ohne mit «gesponserten Inhalten» bombardiert zu werden. Das ist an und für sich schon ärgerlich, doch was sich hinter den Kulissen abspielt, ist noch weitaus beunruhigender.
Big-Tech-Konzerne wie Meta greifen auf immer raffiniertere Methoden zurück, um Nutzer zu identifizieren und jede ihrer Bewegungen zu tracken, um ihre Interessen abzuleiten, Eigenschaften wie Alter, Einkommen oder sexuelle Orientierung zu erschliessen und mit diesen Informationen umfassende Nutzerprofile sowie detaillierte Social Graphs zu erstellen. Der Grund dafür ist einfach: um Werbung zu verkaufen.
Je mehr Meta über seine Nutzer weiss, desto besser können Anzeigen auf Nutzer zugeschnitten werden. Je besser Anzeigen auf Nutzer zugeschnitten sind, desto höher ist der Preis, den Werbetreibende zu zahlen bereit sind, was wiederum einen grösseren Gewinn für Meta bedeutet. Dank dieser Logik hat Meta im vergangenen Jahr über 160 Milliarden Dollar an Werbeeinnahmen eingestrichen.
Viele erinnern sich vermutlich gar nicht mehr daran, doch es gab eine Zeit, als WhatsApp nicht kostenlos war. Im Jahr 2012, als fotorealistische («skeuomorphe») Benutzeroberflächen gang und gäbe waren und die meisten Menschen noch kein Smartphone besassen, kostete WhatsApp 0,99 €, entweder einmalig (für iOS) oder jährlich nach dem ersten Jahr (bei anderen Plattformen).
Heute vor genau 13 Jahren, am 18. Juni 2012, veröffentlichte WhatsApp einen Blogbeitrag, der in Hinblick auf die kürzliche Einführung personalisierter Werbung besonders interessant ist. Im Beitrag mit dem Titel «Why we don’t sell ads» hebt WhatsApp-Mitgründer Jan Koum hervor, weshalb Online-Werbung und Datenschutz in keiner Weise miteinander vereinbar sind.
Bereits damals stellte er fest, dass «Unternehmen buchstäblich alles über Sie, Ihre Freunde und Ihre Interessen wissen, und sie alles nutzen, um Werbung zu verkaufen». Und er kam zum Schluss: «Wenn es um Werbung geht, sind Sie, der Nutzer, das Produkt.»
Während WhatsApp im Jahr 2012 zwar noch keine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung einsetzte (und somit nicht als sicher gelten konnte), war der Dienst selbst aber noch wesentlich stärker auf Datenschutz ausgerichtet als heute, auch wenn gross angelegte Marketingkampagnen versuchen, ein anderes Bild zu zeichnen.
«Ihre Daten sind gar nicht im Spiel. Wir sind einfach nicht daran interessiert», wie es im erwähnten Blogbeitrag steht, ist jedenfalls keine Haltung mehr, die WhatsApp glaubhaft vertreten könnte – schliesslich ist heute das genaue Gegenteil der Fall.